Nachdem wir die Verhältnisse in Syrien vor Ort kennen lernen durften, Gespräche mit vielen betroffenen Menschen im Land führten war uns klar, die Wirtschaftssanktionen gegen Syrien verhindern keine Kriege, keine Verfolgung, die Wirtschaftssanktionen befeuern die Konflikte im Land, treffen vor allem die armen Menschen, zerstören die Hoffnung auf Frieden.
Wir wenden uns gegen Sanktionen die in erster Linie Menschen treffen die Frieden wollen, Frieden und ein sicheres Leben.
Daher haben wir uns dazu entschlossen die Initiative von CSI Deutschland voll zu unterstützen.
Hier lesen sie den offenen Brief an Herrn Minister Heiko Maas:
Auch nach Veröffentlichung entschließen sich Personen aus Medizin, Wissenschaft und öffentlichem Leben den Brief mit zu unterzeichnen, hier die Liste der Nachunterzeichner:
Sehr geehrter Herr Außenminister,
mit diesem Schreiben drücken wir unsere ernste Besorgnis über die deutsche Syrienpolitik aus, die in der am 15. März veröffentlichten Gemeinsamen Erklärung (Joint Statement) Großbritanniens, der USA, Frankreichs und Deutschlands dargelegt wird. Unsere Bedenken verstärken sich durch den Zeitpunkt der Veröffentlichung, der mit der COVID-19-Pandemie zusammentrifft.
Die Gemeinsame Erklärung steht der syrischen Regierung erwartungsgemäß sehr kritisch gegenüber; allerdings bietet sie eine stark vereinfachte Analyse eines komplizierten Landes in einer sehr komplexen Region. Mindestens vier wichtige Tatsachen bleiben unerwähnt:
Menschenrechtsverletzungen durch die syrische Regierung können natürlich nicht gebilligt werden. Dennoch dürfen diese uns nicht blind machen für das menschliche Elend, das verursacht wird durch die Politik diverser Mächte, die einen Regimewechsel herbeiführen wollen. Es ist eine Tatsache, dass das von der syrischen Regierung verursachte Leid noch verschlimmert wird durch die fast ein Jahrzehnt andauernden Zwangsmaßnahmen gegen das syrische Volk, die von Mitgliedern der NATO und der EU gemeinsam mit einer Reihe extremistischer nichtstaatlicher Vertreter angewandt werden – und dies alles im Namen des „Übergangs zur Demokratie“. Es ist inzwischen überdeutlich, dass die verschiedenen Zwangsmaßnahmen, einschließlich verdeckter Aktionen, in Syrien keinen Übergang zu einer Demokratie herbeiführen konnten, sondern zu einer der schlimmsten humanitären Katastrophen unserer Zeit beigetragen haben.
Es ist sicherlich Zeit für eine Überprüfung der bisherigen Syrienpolitik, unter voller Berücksichtigung der deutschen und europäischen Interessen. Das Hauptanliegen muss sein, dem IS und anderen islamistischen Gruppierungen die Übernahme von syrischem Territorium zu verweigern. Ein weiteres muss die Überprüfung der Wirtschaftssanktionen sein, damit diese der Zivilbevölkerung nicht schaden – entsprechend dem Aufruf von UN-Generalsekretär Guterres an die G20 Mitglieder mit Schreiben vom 23. März 2020.
In diesem Zusammenhang appellieren wir dringend an die Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland, eine unabhängige Studie über die Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen auf die syrische Zivilbevölkerung zu finanzieren und zu veröffentlichen.
Die Fortsetzung der gegenwärtigen Syrienpolitik wird ausschließlich den islamistischen Extremisten helfen, sie wird die Leiden der syrischen Bevölkerung verlängern, sie wird die Stabilität des gesamten Nahen Ostens schwächen und sie wird die Voraussetzungen für neue Wellen unkontrollierter Flüchtlingsströme nach Deutschland und seine europäischen Partnerländer schaffen, die mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gesundheit ihrer Bürgerinnen und Bürger und die wirtschaftliche Stabilität kämpfen.
Mit freundlichen Grüßen,
Peter Fuchs, Pfarrer
Geschäftsführer CSI-Deutschland
Paulus Kurt, Vorsitzender
Internationale Gesellschaft Orientalischer Christen e.V.
Ignace Youssef III Younan
syrisch-katholischer Patriarch von Antiochien
Antoine Audo
chaldäisch-katholischer Bischof, Aleppo
Dr. Nabil Antaki
Les Maristes bleus, Aleppo
Dr. Ernst-Jörg von Studnitz, Botschafter a.D.
Hellmut Hoffmann, Botschafter a.D.
Dr. Gerhard Fulda, Botschafter a.D.
Dr. Vitus Huonder, emeritierter Bischof von Chur
Baroness Caroline Cox of Queensbury, Member of the British Parliament’s House of Lords
Dr. Salem El-Hamid
Deutsch-Syrische Gesellschaft e.V.
Ernst Herbert, Pfarrer i.R.
Ökumenischer Arbeitskreis Religionsfreiheit in Neumarkt i.d. Opf.
Hartmut Drewes, Pastor i.R. Bremer Friedensforum
Prof. Dr. Karl Lehner
Dr. Alexander Raffael
Hans-Martin Gloël, Pfarrer
Dr. Wolfgang Bittner
Dr. Mario Alexis Portella
Dr. Sabine Kebir
Prof. Dr. Rudolph Bauer
Prof. Dr. Franz Hamburger
Dr. Andrew Ashdown
Prof. Dr. Sebastian Scheerer
Walter Kaufmann, Heinrich-Mann-Preisträger
Rolf Becker, Schauspieler
Hannes Jaenicke, Schauspieler und Dokumentarfilmer
Prof. Dr. Wolfram Elsner
Dr. Heinz-Lothar Barth und Raphaela Barth
Martin K. Knudsen, Pfarrer mit Pfarrgemeinderat der Sint-Agneskerk, Amsterdam
Prof. Dr. Hans Otto Seitschek
Dr. Gregor Baier und Dr. med. univ. Doris Baier
Norbert Clasen, Publizist
+ Joseph Arnaoutian
armenisch-kath. Bischof, Damaskus
+ Youhanna Jeanbart
melkitischer Erzbischof, Aleppo
Johannes Feest
Hans-Eckardt Wenzel
Dr. Peter Vaitl
Prof.(em.) Dr. Timm Kunstreich
Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie Hamburg
Volker Braun